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Balltradition in Wien

Der traditionelle Wiener Ball entwickelte sich aus gesellschaftlichen Veranstaltungen am französischen und burgundischen Hof im 14. Jahrhundert, bei denen auch getanzt wurde. Ihre Hochblüte erreichten die Ballabende im Wiener Biedermeier, zwischen dem Wiener Kongress 1814/15 und der Revolution von 1848.

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Nach den Entbehrungen der kriegerischen Auseinandersetzungen vor dem Wiener Kongress war das Bedürfnis der Menschen nach Lebensgenuss besonders ausgeprägt. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung unter dem Herrschaftssystem des Staatskanzlers Metternich von der Teilnahme an allen politischen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. Doch während das gesprochene und das geschriebene Wort kontrolliert wurden, blieb die Musik unzensiert. In dieser Zeit wurde der Wiener Walzer geboren, dessen Klänge bis heute das musikalische Programm jedes Wiener Balls bestimmen.

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Als seine Väter gelten Johann Strauß Vater (1804-1849) und Josef Lanner (1801-1843), die "Walzerkönige". Worin bestand (und besteht immer noch) der Zauber dieser "neuen" Unterhaltungsmusik?

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Im Gegensatz zu den älteren Gesellschaftstänzen, ermöglicht der Walzer die hautnahe Begegnung der Tänzer, das Verschmelzen der Körper beim schwindelnden Drehen, das Gefühl eines Rauschens ohne Ende. Dies war wohl auch der Grund, weshalb anfänglich mitunter moralische Bedenken gegen diese Tanzform geäußert wurden.

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trugen Johann Strauß Sohn (1825-1870), seine Brüder Josef (1827-1870) und Eduard (1835-1916), Carl Michael Ziehrer und viele andere zur Weiterentwicklung und Verbreitung des Walzers bei. Wie bereits sein Vater wurde auch Johann Strauß Sohn bald als "Walzerkönig" bezeichnet. Er komponierte neben dem "Kaiserwalzer", "Wiener Blut", den "G'schichten aus dem Wienerwald" u.a. die wohl berühmteste aller Walzermelodien "An der schönen blauen Donau" (Donauwalzer).

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Auf Bällen wird jedoch seit jeher nicht nur getanzt, sie werden auch zum Anlaß genommen, um private oder berufliche Kontakte in angenehmer und entspannter Atmosphäre aufzufrischen oder neu zu knüpfen. Zwar werden dabei keine Entscheidungen von welthistorischer Bedeutung mehr getroffen wie auf dem "tanzenden" Wiener Kongress, doch lockt der berühmteste aller Wiener Bälle, der "Opernball", auch heute noch weltweit bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an.

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Bälle sind nach wie vor ein fester Bestandteil des Wiener Faschings. Die rund 250 Bälle während der "Ballsaison" finden meist in geschichtsträchtigen Räumlichkeiten statt. Doch nicht nur in Wien wird die Tradition der typischen Wiener Bälle fortgesetzt. In der ganzen Welt werden Wiener Ballveranstaltungen organisiert. Diese Bälle tragen auch dazu bei, das internationale Ansehen Wiens als kulturelle Metropole zu unterstreichen.

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Der typische Ball läuft immer nach einer Zeremonie ab, die sich aus dem Wiener Hofzeremoniell des 18. Jahrhunderts entwickelt hat.

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Beim Empfang im Ballsaal wird jeder eintretenden Dame ein kleines Geschenk, die sogenannte "Damenspende" überreicht.

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Zur festlichen Eröffnung des Balls zieht ein "Jungdamen- und Jungherren-Komitee" - wie es in Wien genannt wird - zu den Klängen einer Polonaise (meist von Carl Michael Ziehrer) ein und nimmt Aufstellung. Der Konzertmeister gibt nun den Auftakt zu einer Quadrille, zu der diese jungen Damen und Herren tanzen. Als Bekleidung für alle jungen Damen, die eröffnen, ist ein langes weißes Kleid vorgeschrieben. Die jungen Herren tragen bei bedeutenden Ballveranstaltungen Smoking oder Frack. Aus der Bewegung der Damen und Herren beim Eröffnungstanz ergeben sich reizvoll zu betrachtende, kontrastierende Schwarz-Weiß-Effekte.

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Mit einem "Linkswalzer" (dabei wird ausschließlich nach links gedreht) endet der Eröffnungsteil.

Bis zu diesem Zeitpunkt befinden sich nur die jungen Damen und Herren auf dem Tanzparkett. Nunmehr fordert der Tanzmeister mit den Worten "Alles Walzer" die übrigen Ballgäste zum Tanzen auf.

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Obgleich der Walzer das musikalische Programm des Ballabends beherrscht, kann in der Folge auch zu anderen Rhythmen wie Foxtrott, Slow Fox, Langsamer Walzer, Rumba oder ChaChaCha getanzt werden.

Das Wichtigste allerdings bleibt, dass der Ball bei allen Gästen über den Abend hinaus als großartiges Erlebnis in der Erinnerung fortlebt.

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